Für ein halbes Jahr werden - wenn alles gut und programmgemäß funktioniert - die Wagen die Köpfe ablösen. Selbstverständlich wollen wir weiterhin Dr. Benno Müllers populäre Rennfahrerporträts bringen; die ganzseitige Reproduktion möchten wir aber zur Abwechslung den Autos widmen, nachdem ja die Fahrer zwei Jahre lang zu Ehren kamen.
Auf der gegenüberliegenden Seite sehen Sie den ersten Beitrag unseres freien Mitarbeiters (( Munot)} -.den Weltmeisterschafts wagen der Formel 1, den Ferrari V 8. Mit ihm kommt zum erstenmal für powerslide in der Bildwiedergabe neben dem Fotografen und Karikaturisten auch der Zeichner und Stilist zum Wort. Wir sind stolz darauf, unseren Lesern diese Exklusivität bieten zu können, denn (( Munot)} ist ein anerkannter Könner seiner Materie und ermöglicht uns, mit seinen Studien einen langgehegten Wunsch unserer Freunde zu erfüllen.
Dem Ferrari V 8 werden in den nächsten fünf Heften die großen Konkurrenten folgen - der BRM, der Lotus, der Brabham, der Cooper und der Honda.
In seinen Grundzügen geht der Ferrari V81964 der 1500-ccm-Fgrmel auf zwei wesentliche Faktoren zurück: Auf die Motorstudien Alfredo (( Dino}) Ferraris, des CommendatOles allzu früh verstorbenen Sohns, und auf die ursprünglicHe Fahrgestellentwicklung Carlo Chitis. Alfredo Ferraris Arbeiten fanden ihren ersten Niederschlag in den (( Dino ))_ Sechszylindermotoren mit V-Anordnung, die seit 1958 bei Formel 2- und Sportwagen Verwendung fanden, 1961 im neuen Formel 1 der (( kleinen)) Formel die Weltmeisterschaft gewannen und in weiterentwickelter Form ~it direkter Benzineinspritzung bis 1964 . konkurrenzfähig blieben. Die konsequente Verfolgung des Dino-Konzepts führte zumeingespritzten Achtzylinder, der im Sommer 1964 zu seiner endgültigen Reife kam und den englischen Produkten die Stirn bieten konnte.
In der Fahrgestellkonzeption hielt man bei Ferrari lange am Frontmotor fest, ein Verhalten, das wohl Enzos Hang zur Tradition und der Tatsache entsprang, daß Dino bis zu seinem frühen Tod nicht an die Zukunft des Zentralmotors glaubte und seinen Vater in dieser Richtung nicht beeinflußte. Erst Graf Trips' Sieg im Heckmotor- Versuchskaninchen, das Ferrari am Solituderennen 1960 in der damaligen Formel 2 und jetzigen
Formel 1 einsetzte, überzeugte die Techniker von Modena vollends. Chiti hatte jetzt freie Hand, doch der Rückstand auf die Engländer war gravierend. So gewann Ferrari 1961 die Weltmeisterschaft dank der Dino-Motoren und trotz der noch wenig kultivierten Zentralmotor-Fahrgestelle. Die Rennjahre 1962 und 1963 dienten fast ausschließlich
der Weiterentwicklung der Fahrgestelle, wobei man immer mehr auf die englischen Ideen zurückgriff, so daß der nunmehrige Monocoque im wahrsten Sinne des Wortes der beste Engländer ist, den Ferrari je baute.
Seit es Ferrariwagen gibt, lag der Hauptakzent dieser schnellen Autos immer auf dem Motor, und man hat im Laufe der Jahre in Maranello immer wieder die wichtigen Trümpfe' der Leistungsfähigkeit und Standfestigkeit hochentwickelter Triebwerke ausspielen' können. Nachdem bei den Fahrgestellen der Gleichstand erreicht ist, hat Ferrari nun wiederum seine wichtige und traditionelle Motorkarte in der Hand. . . den Zwölfzylinder, der die Weltmeisterschaft 1965 wiederum nach Italien bringen könnte.Author: ArchitectPage